PM: Verlässliche Perspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs

PRESSEMITTEILUNG der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
NR. 1043
Datum: 6. September 2010

Zur Forderung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft für eine Reform von Personalstruktur und Berufswegen in Hochschule und Forschung erklärt Krista Sager, Sprecherin für Wissenschafts- und Forschungspolitik:
Die Personalstrukturen der Hochschulen und Forschungseinrichtungen müssen endlich auf die politische Agenda gehoben werden. Wenn die besten Köpfe für Forschung und Lehre gewonnen werden sollen, muss Wissenschaft als Beruf attraktiver werden. Und Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler brauchen verlässlichere Perspektiven. Heute ist die berufliche Tätigkeit in der Wissenschaft ein Vabanquespiel: Wer trotz guter Leistung den Sprung auf die Professur nicht schafft, landet mit Mitte 40 in der beruflichen Sackgasse, weil es keine dauerhaften Beschäftigungsmöglichkeiten neben der Professur gibt.

Neben einer auskömmlichen Finanzierung der Hochschulen und Forschungseinrichtungen bedarf es der entschlossenen Fortsetzung der Personalstrukturreformen, die unter Rot-Grün mit der Juniorprofessur begonnen wurde. Für viele Daueraufgaben in Forschung und Lehre muss der Anteil unbefristeter Stellen deutlich erhöht werden. Der Bund muss ein Anreizprogramm für zusätzliche Juniorprofessuren auflegen und in den Bund-Länder-Programmen wie dem Hochschulpakt dafür sorgen, dass sie mit Mindestanteilen unbefristeter Beschäftigung konditioniert werden. Die Tarifsperre im Wissenschaftszeitvertragsgesetz muss fallen:
Wissenschaftsadäquate Regelungen sollen tarifvertraglich ausgehandelt werden – von den Vertretungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und den Vertretungen der autonomen Hochschulen und Forschungseinrichtungen.
Die Personalstrukturen an den Hochschulen sind dramatisch in Schieflage
geraten: Die Zahl der Professuren stagniert seit Jahren, trotz wachsender Aufgaben durch steigende Studierendenzahlen, die Bologna-Reform und die Exzellenzwettbewerbe. Zusätzliche Aufgaben werden immer stärker in prekären Formen erledigt: mit befristeten Verträgen, in Teilzeit und von nebenberuflich Beschäftigten. Unbefristete Stellen werden hingegen abgeschafft. Für die Karriere des wissenschaftlichen Nachwuchses sind diese Personalstrukturen ein hochriskanter Flaschenhals bis weit ins fünfte Lebensjahrzehnt.

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